NEWSLETTER - FONAP-Newsletter III 2019 FONAP-NEWSLETTER III 2019 Sehr geehrte Palmölinteressierte, der letzte Newsletter in diesem Jahr informiert Sie über Neuigkeiten aus dem

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FONAP-Newsletter III 2019

FONAP-NEWSLETTER III 2019

Sehr geehrte Palmölinteressierte,

der letzte Newsletter in diesem Jahr informiert Sie über Neuigkeiten aus dem Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP). So ist zum Beispiel die zweite Phase des FONAP-Kleinbauernprojekts gestartet. Der Round Table of Sustainable Palm Oil (RSPO) hat bei seiner Hauptversammlung in Bangkok den wichtigen Standard für unabhängige Kleinbauern beschlossen. Was denken die Konsumenten in Deutschland über Palmöl – dazu gibt es eine neue Studie! Und Affen werden zu Helfern bei nachhaltigem Palmölanbau. Zunächst aber die wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen FONAP-Mitglieder- und Generalversammlung in Berlin. Viel Spaß beim Lesen.

 

Klima, Menschenrechte und ein neuer Vorstand

Rückblick auf die diesjährige Mitglieder- und Generalversammlung

Das FONAP hat einen neuen Vorstand, darunter vier neue Gesichter. Neue Vorstandsvorsitzende ist Almut Feller (Ferrero Deutschland), ihr Stellvertreter ist Sascha Tischer (Sustainable Agriculture Network). Armin Hodzic (BMTrada Deutschland GmbH) zeichnet als Schatzmeister für die Einnahmen und Ausgaben des Vereins verantwortlich. Ebenfalls in den Vorstand wurden Cornelia Schröpfer (OVID Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e.V.) und Nina-Maria Gaiser (Borneo Orangutan Survival Deutschland e.V.) gewählt. Alle KandidatInnen wurden auf der letzten Mitgliederversammlung in den Vorstand gewählt, der somit wieder sechs Mitglieder hat.

Die Vertretung der Bundesregierung im FONAP-Vorstand wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) benannt und weiterhin von Frau Dr. Eva Müller, Leiterin der Abteilung Wald, Nachhaltigkeit, Nachwachsende Rohstoffe im BMEL wahrgenommen. Der Vorstand ist für zwei Jahre gewählt.

Neuer FONAP-Vorstand - von links: Cornelia Schröpfer, Nina-Maria Gaiser, Sascha Tischer, Dr. Eva Müller, Almut Feller und Elisa Manukjan (Vertretung Eva Müller) - es fehlt Armin Hodzic

Einen Tag nach der Mitgliederversammlung hatte das FONAP zur öffentlichen Generalversammlung geladen.

Siebte Generalversammlung im Zeichen der Klimadebatte

Das Thema Klimaschutz steht nicht nur auf den globalen Agenden ganz oben, sondern auch beim FONAP. Auf der Generalversammlung wurde deutlich, dass nachhaltige Palmölproduktion auch einen erheblichen Beitrag für den Klimaschutz leistet. Vorstandsmitglied Dr. Eva Müller vom BMEL betonte in ihrer Eröffnungsrede: „Klimaschutz und Palmöl hängen eng zusammen. Jüngste Studien haben gezeigt, dass das Einsparpotential von CO2 Emissionen durch nachhaltige Produktionsprozesse im Palmölsektor auf bis zu 35 Prozent eingeschätzt wird. Nachhaltige Palmölproduktion ist also auch ein Beitrag zum Klimaschutz.“

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie der 2.0 LCA Consulting aus Kopenhagen, die erstmalig die Klimawirkung von RSPO-zertifiziertem Palmöl untersucht hat. Dr. Jannick Schmidt von 2.0 LCA Consulting wurde per Videokonferenz aus Kopenhagen zur Generalversammlung zugeschaltet. In seinem Vortrag beschrieb er die Methodik der Studie und erklärte, wie die dänischen Forscher zu ihrem Ergebnis gelangt sind. Besondere Einsparpotentiale bei der nachhaltigen Palmölproduktion würden durch die energetische Nutzung der Mühlenabwässer und durch den Schutz der Torfböden entstehen, erklärte Dr. Jannick Schmidt den Zuschauerinnen und Zuschauern. Die ausführlichen Ergebnisse können Sie hier nachlesen.

Zwischenbericht zu Menschenrechtsstudie vorgelegt

Bei der Generalversammlung wurden außerdem erste Ergebnisse der Studie "Menschenrechte in der Palmöl-Wertschöpfungskette" diskutiert, die das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) für das FONAP durchführt. Ziel der Studie ist es, praktikable Lösungen für Unternehmen zu finden, wie sie ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten im Zusammenhang mit der Nutzung von Palmöl erfüllen können. Damit unterstützt das FONAP die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) der Bundesregierung.

Auf der Podiumsdiskussion wurden die ersten Ergebnisse intensiv diskutiert. Christian Gradert (ICOF Europe), einer der Diskussionsteilnehmer, sagte: „Die neuen Anforderungen des RSPO P&C 2018 geben uns ein starkes Werkzeug, um Menschenrechte zu erfüllen.“ Einigkeit herrschte unter den Podiumsrednern aber auch darüber, dass die Nutzung von Zertifizierungssystemen Unternehmen, die Palmöl verwenden, nicht von ihrer Sorgfaltspflicht entbindet. Trotzdem böte zum Beispiel der RSPO-Standard eine sehr gute Basis.

Podiumsdiskussion zu Menschenrechten

Die Studie „Menschenrechte in der Palmöl-Wertschöpfungskette“ wird weitergeführt. Im nächsten Schritt soll untersucht werden, mit welchen konkreten Maßnahmen die FONAP-Mitgliedsunternehmen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkommen können. Ende 2020 werden den FONAP-Mitgliedern dann weitere Informationsmaterialien zur Verfügung stehen. Auch der Endbericht der Studie soll dann vorliegen.

Nachhaltigkeit gelebt – der Chester-Zoo

Mit einem weiteren Höhepunkt ist die diesjährige Generalversammlung zu Ende gegangen. Der Zoo der englischen Stadt Chester hat sich vorgestellt. Jenny Tegg, Nachhaltigkeitsbeauftragte des Chester Zoo, wurde aus der Stadt in der Nähe Liverpools per Videokonferenz zugeschaltet.

Jenny Tegg, live aus Chester

Der Chester Zoo ist mit seinen ca. 2 Mio. Besuchern jährlich einer der größten zoologischen Gärten Großbritanniens. Seit über fünf Jahren verfolgt der Zoo ein Ziel: nachhaltiges Palmöl zur Norm zu machen!

Zu Beginn des Projekts „Sustainable Palm Oil Challenge“ seien die Besucher mit Stellwänden und Prospekten über nachhaltiges Palmöl informiert worden. Laut Jenny Tegg wurde schnell deutlich, dass die meisten Besucher sehr an dem Thema interessiert seien. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass nur sehr wenig Wissen über nachhaltiges Palmöl vorhanden war. So wurde in einem ersten Schritt ein Einkaufsratgeber für Besucher erarbeitet. In einem weiteren Schritt konnten Restaurants und Cafés für die Idee gewonnen werden. Zunehmend wurde die Öffentlichkeit informiert, zum Beispiel durch Theaterprojekte mit Schülern oder Fortbildungen für Lehrer.

Jenny Tegg: „Unser Zoo wurde eine Anlaufstelle für das Thema „Nachhaltiges Palmöl“. Wir haben verschiedenste Materialien entwickelt. Wir haben Verhaltensweisen analysiert und überlegt, was verändert werden muss.“

Mit Erfolg! Nicht nur der Zoo, sondern die ganze Stadt Chester nutzt mittlerweile nur noch nachhaltiges Palmöl. Den Zuhörerinnen und Zuhörern gab Frau Tegg noch mit auf den Weg: „Wir sollten uns immer wieder selbst fragen, wie wir weiterleben wollen und wie wir unsere Natur bewahren können! Unser Modell des Chesters-Zoos, angepasst an eigene Bedürfnisse, ist leicht nachzuahmen!“ Diese Worte stießen bei den Gästen der Generalversammlung auf offene Ohren.

 

 

Mehr Ertrag durch nachhaltigeren Anbau

FONAP-Projekt geht in zweite Phase

Das Kleinbauernprojekt des Forums Nachhaltiges Palmöl e.V. (FONAP) geht in seine zweite Phase. Ausgewählte Kleinbauern und Bäuerinnen in Malaysia sollen besser in die globalen Palmöllieferketten integriert werden. Damit unterstützen die im FONAP organisierten Mitglieder aktiv die Förderung von nachhaltigeren Anbaumethoden in den Ursprungsländern. Die neue Phase dauert ein Jahr und wird im Rahmen einer Kooperation des FONAP mit dem WWF Deutschland und der malaysischen Nichtregierungsorganisation Wild Asia durchgeführt.Zum einen geht es darum, Kleinbauern im Umgang mit nachhaltigeren Anbaumethoden wie dem Einsatz von organischem Dünger zu schulen. Hierzu sollen zu Trainingszwecken Demonstrationsflächen auf Plantagen eingerichtet werden.

Eine App macht die Lieferketten transparenter

Zum anderen stellt die Rückverfolgbarkeit von Palmöl entlang globaler Lieferketten bis zur Plantage eine große Herausforderung dar und ist das zweite Kernthema des Projekts. Mittels einer mobilen App soll die Transparenz entlang der Lieferkette (von der Anbaufläche zur Ölmühle) vorangetrieben werden. Dafür wird die App PalmoilTrace – FarmGate der Firma Koltiva von einer Testgruppe von zertifizierten Kleinbauern und Zwischenhändlern für das Wiegen und für die Aufzeichnungen der Erntemengen eingesetzt.

FONAP-Projekt digital: Die App PalmoilTrace – FarmGate im Einsatz  

„Die FONAP-Mitglieder freuen sich sehr auf die weitere Zusammenarbeit mit dem WWF und Wild Asia. Besonders vielversprechend erscheint uns die Anwendung digitaler Technologien, mit deren Hilfe wir gemeinsam einen großen Schritt nach vorne gehen. Die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist ein bedeutendes Entwicklungsfeld“, sagt die FONAP-Vorstandsvorsitzende Almut Feller.

„Damit wird die Rückverfolgbarkeit von zertifiziertem Palmöl lückenlos.“

Der Kooperationspartner Wild Asia hat bereits mehrjährige Erfahrung in der Unterstützung von Kleinbauern in Malaysia und Indonesien. Auch wendet Wild Asia bei seiner Arbeit erfolgreich IT-Lösungen wie Cloud-Plattformen und mobile Apps an. Dr. Reza Azmi, Direktor von Wild Asia, erklärt:

„Mit der App können wir Transaktionen von zertifizierten Kleinproduzenten und Palmölhändlern aufzeichnen. Damit wird die Rückverfolgbarkeit von zertifiziertem Palmöl lückenlos. Den Gebrauch werden wir schulen, um deren Anwendung auch für eine wachsende Gruppe von Produzenten zu ermöglichen.“

Dr. Reza Azmi beschreibt das FONAP-Projekt auf der Generalversammlung

Die zweite Phase des FONAP-Projekts baut auf den Erfahrungen der ersten Phase auf. Die erste Projektphase dauerte von Juli 2018 bis Juni 2019 und wurde in der Region Perak/Malaysia umgesetzt.

 

FONAP präsentiert sich erfolgreich in Bangkok

Ergebnisse der RSPO Jahresversammlung

Die 17. Hauptversammlung des Roundtable of Sustainable Palm Oil (RSPO) stand im Zeichen der Shared Responsibility und der Verabschiedung des Standards für unabhängige Kleinbauern.

Shared Responsibility – der Meilenstein für eine gemeinsame Verantwortung aller Systemteilnehmer

Das Problem ist bekannt: Der globale Absatzmarkt nimmt seit Jahren viel weniger zertifiziertes Palmöl ab als hergestellt wird. Der Überschuss an zertifiziertem Palmöl wird dann als konventionelles Palmöl gehandelt.

Das Dokument zur Shared Responsibility soll diese Handhabe nun ändern. So soll für Hersteller von Konsumgütern und für Retailer eine Verpflichtung eingeführt werden, den Einkauf von zertifiziertem Palmöl im ersten Jahr nach Inkrafttreten um 15% im Vergleich zum Vorjahr zu steigern. Danach sollen Entwicklungsziele anhand von jährlichen Prognosemodellen des RSPO umgesetzt werden, für deren Erreichung zum Beispiel auch Kleinbauernzertifikate eingesetzt werden sollen. Der Entwurf zur Shared Responsibility ist bereits öffentlich auf der Internetseite des RSPO verfügbar. Die finale Ausgestaltung der Shared Responsibility wird noch bis zum kommenden Jahr dauern.

Der RSPO Standard für unabhängige Kleinbauern ist verabschiedet

Im Anschluss an die Hauptversammlung trafen sich die Delegierten zur Generalversammlung. Der Höhepunkt war die Annahme des Zertifizierungsstandards für unabhängige Kleinbauern. Der Standard soll zukünftig den Kleinbauern einen vereinfachten Zugang zur RSPO-Zertifizierung ermöglichen.

In den kommenden Jahren soll dazu in einer Übergangsphase unabhängigen Kleinbauern der Verkauf von zertifiziertem Palmöl in Form von Zertifikaten, sogenannten „Credits“ ermöglicht werden. In mehreren Schritten wird dabei der Anteil der Menge, die bereits in das RSPO-System verkauft werden kann, erhöht. Im dritten Jahr sollen alle Anforderungen des Standards erfüllt werden und die gesamte Erntemenge kann entweder physisch oder als Zertifikat verkauft werden.

Die Haupt- und Generalversammlung fanden vom 03. - 06.11.2019 in Bangkok/Thailand statt.

Erfolg für das FONAP - Erste Nebenveranstaltung beim RSPO erzeugt große Resonanz

Am 04.11.2019 feierte das FONAP eine besondere Premiere beim RSPO: Gemeinsam mit dem Projekt Nachhaltige und Klimafreundliche Palmölproduktion und – Beschaffung (SCPOPP) und dem GIZ-Landesbüro in Bangkok veranstaltete das FONAP eine Nebenveranstaltung. Insgesamt nahmen 45 TeilnehmerInnen an der Veranstaltung teil. Das Thema der Veranstaltung lautete: „Ansätze des Wirkungsmonitorings von Zertifizierung“. Dazu wurden unterschiedliche Palmölprojekte präsentiert, darunter der Monitoringansatz des FONAP. Generalsekretär Andreas Knoell, der für das FONAP vor Ort war, zog eine positive Bilanz der Veranstaltung: „Wir konnten aufgrund klarer Monitoringansätze deutlich zeigen, dass Mensch und Umwelt von Kleinbauernprojekten profitieren. Außerdem ist es uns gelungen, dass FONAP als kompetente Netzwerkplattform auf der weltweit wichtigsten Fachkonferenz gut zu präsentieren.“

 


Das FONAP Sideevent in Bangkok

 

 

Studie belegt: Deutsche wissen wenig über Palmöl

Interview mit Cordula Hinkes, Thünen-Institut, Braunschweig

Was wissen die deutschen Endverbraucher über Palmöl – und welche Einstellung haben sie dazu? Dazu hat das Thünen-Institut geforscht und nun die Ergebnisse vorgelegt. Ein Interview mit der Leiterin der Studie, Cordula Hinkes.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse Ihrer bisherigen Forschungsarbeit?

In den Fokusgruppen hat sich gezeigt, dass teilweise große Wissenslücken zum Thema Palmöl bestehen. Einige Personen haben angegeben, dass sie Produkte ohne Palmöl bevorzugen würden. Aber nur wenige wussten, welche Alternativen in den Produkten stattdessen angeboten werden – und ob diese Alternativen dann automatisch „besser“ sind als Palmöl.  Es wurden überwiegend negative Einstellungen gegenüber Palmöl geäußert.  Die Abholzung der Regenwälder und die Bedrohung von Tierarten wie dem Orang-Utan im Zusammenhang mit Palmöl-Plantagen wurden häufig erwähnt. Manche Teilnehmenden lehnten Palmöl aufgrund gesundheitlicher Bedenken ab.  Als Alternative wurde dann aber teilweise Kokosöl genannt – was per se weder nachhaltiger noch besser für die Gesundheit ist. Der RSPO und die entsprechenden Siegel waren den Teilnehmern völlig unbekannt. Das könnte unter anderem auch daran liegen, dass die Hersteller auf vielen Produkten, die eigentlich zertifiziertes Palmöl enthalten, keine Siegel verwenden. Schriftzüge wie „ohne Palmöl“ werden dagegen positiv bewertet – ähnlich wie bei Angaben wie „ohne Zucker“ oder „ohne künstliche Zusatzstoffe“.  In den Fokusgruppen wurde teilweise auch ein generelles Misstrauen gegenüber Zertifizierungssystemen geäußert. Es gibt so viele verschiedene Siegel auf Produkten, dass Verbraucher oft den Überblick verlieren können, welche Standards und welche Organisationen eigentlich dahinterstehen, und wie anspruchsvoll sie sind. Es wurde aber auch klar, dass Palmöl für viele Verbraucher beim Einkauf im Vergleich zu anderen Faktoren keine große Relevanz hat. Andere Aspekte wie der Preis, die Verfügbarkeit, der Geschmack oder vertraute Marken spielen bei Einkaufsentscheidungen vermutlich eine größere Rolle.

 

 

 

 

 

 

 

Cordula Hinkes, Thünen Institut Braunschweig

Auf Basis Ihrer Ergebnisse: was raten Sie, gerade mit Blick auf den Verbraucher? Der steht ja vor einem komplexen Thema!

In den Fokusgruppen-Diskussionen haben wir erste Erkenntnisse gewonnen, die sich aber aufgrund der Teilnehmerzahl – insgesamt 66 Personen in acht Gruppen – nicht verallgemeinern lassen. Hier besteht noch mehr Forschungsbedarf. Es gibt auch durchaus große Unterschiede in den Einstellungen; den deutschen Verbraucher gibt es nicht. In einem nächsten Schritt werden wir daher eine standardisierte Online-Befragung mit einer möglichst repräsentativen Teilnehmerzahl durchführen, um Rückschlüsse auf die Einstellungen und Präferenzen der Bevölkerung ziehen zu können. Dabei wollen wir auch herausfinden, ob sich beispielsweise anhand von soziodemographischen Faktoren oder Einstellungsmerkmalen verschiedene Verbrauchergruppen identifizieren lassen. Die bisherigen Erkenntnisse legen nahe, dass einige Verbraucher sich detailliertere Informationen zu Palmöl und Zertifizierung wünschen, und dann auch bereit wären, für Produkte mit zertifiziertem, nachhaltigem Palmöl mehr auszugeben. Insbesondere ist Aufklärungsarbeit dazu nötig, dass Produkte ohne Palmöl nicht zwangsläufig nachhaltiger oder besser für die Gesundheit sind als Produkte mit Palmöl. Man darf die Verbraucher aber auch nicht mit zu vielen Informationen überfordern. Die zunehmende Anzahl von verschiedenen Produktsiegeln macht den Einkauf tatsächlich zu einer immer komplexeren Aufgabe. Langfristig wäre es sicherlich hilfreich, verschiedene Zertifizierungskriterien zusammenzufassen, die Anzahl der Siegel damit zu reduzieren, und mithilfe von Information und Aufklärung das Verbrauchervertrauen in diese Systeme zu erhöhen.

Sie haben sich in Ihrer Forschung mit dem deutschen Konsumenten und dem Thema Palmöl auseinandergesetzt. Wie sind Sie vorgegangen – Sie erwähnten z.B. Fokusgruppen-Diskussion!

Ein Großteil des in Deutschland konsumierten Palmöls steckt in verarbeiteten Lebensmitteln, Kosmetik oder anderen Produkten. Uns interessiert, was Verbraucher eigentlich über Palmöl wissen und was sie davon halten, und ob ihre Kaufentscheidungen davon beeinflusst werden. In der kürzlich veröffentlichten Studie haben wir erst einmal mit qualitativen Methoden gearbeitet. Wir wollten einen ersten Überblick über die Bandbreite an Meinungen und Einstellungen bekommen und dabei auch in die Tiefe gehen. Fokusgruppen sind Diskussionsgruppen aus mehreren Teilnehmern zu einem bestimmten Thema. Wir wollten mit möglichst unterschiedlichen Menschen in Deutschland über Palmöl sprechen. Dazu haben wir beispielsweise darauf geachtet, Teilnehmer unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Bildungsstands und aus unterschiedlichen Regionen zusammenzubringen. Im traditionellen Fokusgruppen-Format sitzen die Teilnehmer an einem runden Tisch zusammen. Die Diskussion wird durch eine/n oder mehrere Moderator*innen geleitet. Meine Kollegin und ich hatten einen Fragenkatalog mit den wesentlichen Fragen vorbereitet, die wir in jeder Gruppe diskutieren wollten. Es bleibt aber auch noch genug Raum für spontane Fragen und Themen, die sich aus der Diskussion heraus ergeben können. Zusätzlich haben wir auch noch Online-Fokusgruppen im Format eines Gruppenchats durchgeführt und mit den Teilnehmer*innen über Textnachrichten in einem Chatroom diskutiert. Wir haben uns für dieses zusätzliche Format entschieden, weil wir so Menschen in verschiedenen Teilen Deutschlands erreichen konnten. Insgesamt haben wir vier traditionelle Fokusgruppen und vier Online-Fokusgruppen moderiert. Das verschriftlichte Datenmaterial habe ich dann inhaltsanalytisch ausgewertet und relevante Kategorien identifiziert.

Haben Sie unterschieden zwischen herkömmlich und nachhaltig produziertem Palmöl?

Ja, die Unterscheidung war für unsere Untersuchung sehr relevant, auch weil sich die Bundesregierung mit dem Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) für Nachhaltigkeitszertifizierung einsetzt. Freiwillige Zertifizierung nach anspruchsvollen Standards ist ein mögliches Instrument zur Umsetzung von Nachhaltigkeit im Palmölsektor. Wir haben in den Fokusgruppen das Thema Nachhaltigkeitszertifizierung angesprochen und dazu auch Siegel des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) gezeigt. In dem Zusammenhang ist es uns beispielsweise wichtig zu erfahren, ob Verbraucher überhaupt einen Unterschied zwischen konventionellem und zertifiziertem Palmöl machen. In den Diskussionen haben wir uns auf das Beispiel von Nuss-Nougat-Creme konzentriert, weil diese häufig konsumiert wird und oft Palmöl enthält. Mittlerweile gibt es im Supermarkt aber immer mehr Produkte, die kein Palmöl enthalten und auch entsprechend mit einem „ohne Palmöl“-Schriftzug gekennzeichnet sind. Damit werden Verbraucher angesprochen, die der Verwendung von Palmöl gegenüber kritisch eingestellt sind. 

Was hat Sie und Ihr Institut dazu bewogen, sich mit dem Thema Palmöl auseinander zu setzten?

Das Thünen-Institut ist ein Bundesforschungsinstitut, das zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gehört.  Die deutsche Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Umsetzung von entwaldungsfreien Lieferketten für Agrarprodukte zu unterstützen. Produkte wie Palmöl, Soja oder Kakao, die wir auch hier in Deutschland konsumieren, stehen in den Anbauregionen teilweise im Zusammenhang mit der Abholzung von Regenwäldern – mit negativen Folgen für Mensch, Umwelt und Klima. Wie genau sichergestellt werden kann, dass sich daran etwas ändert, bedarf weiterer Forschung. Daran arbeiten wir im Projekt „Begleitforschung zur Organisation von entwaldungsfreien Lieferketten“. Basierend auf den Ergebnissen unserer Forschung beraten wir das BMEL zu diesem Thema. Dabei haben wir uns bisher nicht nur mit Palmöl, sondern auch mit Soja beschäftigt.

 

 

Neuer Helfer auf Plantagen

Affen unterstützen Nachhaltigkeit im Palmölanbau

Bestimmte Affen könnten durch das Jagen von Ratten zu einer ökologischeren und damit nachhaltigeren Produktion von Palmöl beitragen. Die Südlichen Schweinsaffen suchen Palmenstämme aktiv nach Ratten ab, um sie zu fressen, wie Forscher aus Deutschland, Malaysia und Großbritannien im Fachmagazin «Current Biology» schreiben. Die Makakenart sei eine nachhaltige Alternative zu Rattengift, das nicht nur teuer und ineffizient sei, sondern auch anderen Tieren und der Umwelt im Allgemeinen schade.

Affengruppe frisst bis zu 3000 Ratten im Jahr

Die Forscher - unter anderem vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung, vom MPI für evolutionäre Anthropologie und von der Uni Leipzig - beobachteten Südliche Schweinsaffen in einer Palmölplantage in Malaysia. Eine Makakengruppe mit einigen Dutzend Individuen fraß im Jahr demnach mehr als 3000 Ratten, schätzten die Forscher. Zwar vertilgen die Affen auch Früchte der Ölpalmen - allerdings in relativ kleinem Rahmen. Die Tiere zerstören dadurch weniger als ein Prozent der Ernte innerhalb ihres Reviers, wie die Forscher schreiben. Durch Rattenplagen hätten Plantagenbesitzer hingegen deutlich höhere Verluste von zehn Prozent zu beklagen.

Mehr Affen – weniger Rattengift

Die Forscher zeigten, dass sich die Zahl der Ratten durch regelmäßige Primaten-Besuche auf den Plantagen um mehr als 75 Prozent verringern lässt. Dafür müsse auch weniger Rattengift eingesetzt werden, was die Produktion bedeutend nachhaltiger mache. Die Wissenschaftler wollen sich nun zusammen mit Palmölproduzenten und Nichtregierungs-organisationen für eine ökologischere Rattenbekämpfung einsetzen. Wildtierkorridore sollen die Makakenpopulationen schützen - und die Biodiversität insgesamt erhöhen.

 

 

PRESSESCHAU

Mongabay - 04.November 2019

RSPO questions effectiveness of Indonesian palm plantation moratorium

https://news.mongabay.com/2019/11/rspo-indonesia-palm-oil-plantations-moratorium/

 

Schweizer Radio SRF – 16. November 2019

Malaysisches Palmöl – der zähe Kampf um Nachhaltigkeit

https://www.srf.ch/sendungen/international/malaysisches-palmoel-der-zaehe-kampf-um-nachhaltigkeit?ns_source=web&srg_sm_medium=tw?ns_source=web&srg_sm_medium=tw

 

Spektrum der Wissenschaft – 20. November 2019

Wie nachhaltige Palmölproduktion funktionieren kann

https://www.spektrum.de/news/wie-nachhaltige-palmoelproduktion-funktionieren-kann/1687226

 

BBC Radio – 25. November 2019

Should I stop eating palm oil?

https://www.bbc.co.uk/programmes/w3csz1ty

 

The Business Times – 27. November 2019

Green palm oil push: Kit Kat, Dove makers could face fines

https://www.businesstimes.com.sg/consumer/green-palm-oil-push-kit-kat-dove-makers-could-face-fines

 

Eco-Business – 04. Dezember 2019

Campaign aims to make Singapore the world’s first sustainable palm oil country

https://www.eco-business.com/news/campaign-aims-to-make-singapore-the-worlds-first-sustainable-palm-oil-country/

ODER

The Straits Times – 06. Dezember 2019

Singapore could become world's first sustainable palm oil nation

https://www.straitstimes.com/asia/se-asia/singapore-could-become-worlds-first-sustainable-palm-oil-nation