NEWSLETTER 1/2019 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leser, etwa 50 Prozent des in die EU importierten zertifizierten Palmöls
NEWSLETTER 1/2019
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leser,
etwa 50 Prozent des in die EU importierten zertifizierten Palmöls landen in Biodieselkraftstoff. In Brüssel soll nun final beschlossen werden, wie weiter mit Palmöl im Tank umgegangen werden soll! Konkret geht es um die Umsetzung der Richtlinie für Erneuerbare Energien (Renewable Energy Directive RED II). Eigentlich sollte bis 2030 Palmöl in Dieselkraftstoff verboten sein. Den Stand der Verhandlungen und welche Kritik der Gesetzesentwurf nach sich zieht, erfahren Sie hier im Newsletter.
Außerdem lesen Sie über den Wahlkampf in Indonesien und was die Präsidentschaftsbewerber mit Palmöl vorhaben. Das Projekt European Sustainable Palm Oil (ESPO) legt seinen dritten Jahresbericht vor und Greenpeace beklagt die Zahlungsmoral von Palmölkonzernen – nachdem diese zu Strafzahlungen verurteilt wurden. Zum Schluss ein Auszug aus einer Reportage: Palmöl, Flucht und Wiederkehr in Guatemala.
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Viel Spaß beim Lesen!
Wie weiter mit Palmöl in Biodiesel?
Kritik an EU-Plänen
Wie geht es weiter mit Palmöl im Dieseltank? Die EU-Kommission will Palmöl bis 2030 als Biokraftstoff verbieten. Kritiker zweifeln jedoch am Entscheidungswillen der Kommission. Druck kommt auch aus Asien.
Auf der einen Seite betont die EU-Kommission, dass Palmöl zum Waldverlust beiträgt. Auf der anderen Seite lässt der Gesetzesentwurf der Kommission Ausnahmen zu. So sehen es zumindest die Kritiker von Palmöl in Biodiesel. Diese rufen dazu auf, bis zum 8. März Protest einzureichen. Bis dahin kann die Öffentlichkeit die Vorschläge der Kommission kommentieren.
Grundsätzlich gilt im vorliegenden Gesetzesvorschlag: Als schädlich eingestufte Pflanzenöle - für deren Produktion Naturwald gerodet wird - sollen bis spätestens 2030 aus den Tanks verschwinden. Zwei Stufen sind vorgesehen: Bis 2023 dürfen nicht mehr Volumina dieser Öle beigemischt werden als im Referenzjahr 2019. Und von 2023 an bis 2030 soll dann die Beimischung auf null gesenkt werden. Soweit auch der Konsens.
Kritiker sehen im vorliegenden Gesetzentwurf aber Schlupflöcher, so dass Palmöl auch nach 2030 Verwendung für die Herstellung von Biodiesel finden könnte. Diese Schlupflöcher entstünden durch geplante Ausnahmeregelungen für Palmöl von Kleinerzeugern. Dieses Palmöl könne nach dem Vorschlag der EU-Kommission weiter als Rohstoff mit einer geringen Gefahr indirekter Landnutzungsänderungen zertifiziert werden. Dies wäre vor allem bei Kleinbauern gewährleistet. „Es ist absurd, einem Rohstoff wie Palmöl einmal ein hohes und einmal ein niedriges Risiko indirekter Landnutzungsänderungen zuzuschreiben“, kritisiert zum Beispiel Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes. Gleichzeitig verweist der Präsident auf die schwierige wirtschaftliche Lage der heimischen Biokraftstoffproduzenten, auch wegen der billigen Palmölkonkurrenz.
Auch aus Asien erntet die EU erneut Kritik. Die Hauptproduktionsländer von Palmöl - Malaysia und Indonesien - kritisieren die Ausstiegspläne bis 2030. Indonesien hat damit gedroht, Brüssel bei der Welthandelsorganisation zu verklagen. Malaysia hingegen erwägt, die Einfuhr französischer Produkte einzuschränken. Paris hat sich - genauso wie Norwegen - dazu entschieden, bereits bis 2020 Palmöl von der Liste der Biokraftstoffe zu streichen.
Wahlkampf in Indonesien
Energieautarkie mit Palmöl
Am 17. April sind 190 Millionen Indonesier aufgerufen, ihre Stimme bei der Präsidentenwahl abzugeben. Ein wichtiges Thema im Wahlkampf ist Palmöl. Das soll nach Willen der Präsidentschaftskandidaten Diesel als Treibstoff ablösen - zu 100 Prozent - um teure Ölimporte durch die größte Volkswirtschaft Südostasiens zu reduzieren.
In einer im Fernsehen übertragenen Wahldebatte sagte Präsident Joko Widodo: Sollte er eine zweite Amtszeit gewinnen, dann plane er die Umsetzung des B100-Programms. Dieses zielt auf die Verwendung eines Kraftstoffes, der vollständig aus Palmöl hergestellt wird. In dem Zusammenhang verwies der Präsident darauf, bereits im vergangenen Jahr die Verwendung von Biodiesel mit 20 Prozent Palmöl (B20) durchgesetzt zu haben. Und der Anteil solle weiter steigen!
“Wir hoffen, dass 30 Prozent der gesamten Palmproduktion für Biokraftstoff verwendet werden. Der Plan ist klar, also werden wir uns nicht auf importiertes Öl verlassen”, sagte Widodo und betonte noch einmal, dass die indonesische Rohpalmölproduktion 46 Millionen Tonnen pro Jahr erreicht habe.
Sein Gegner Prabowo Subianto stimmt der Bedeutung der Bioenergie für die Selbstversorgung zu und sagte, wenn er gewählt würde, würde er auch “die Verwendung von Palmöl, Palmzucker, Maniok und Ethanol aus Zucker (Rohr) fördern”.
Der Herausforderer hat seinen Bioenergieplan noch nicht veröffentlicht. Aber seine Kampagne macht sich dafür stark, Millionen von Hektar degradiertes Land zu nutzen, um Palmöl und Zucker zur Energiegewinnung anzubauen.
Die Regierung von Widodo hat bereits erklärt, dass sie Anreize für Entwickler von B100 bieten würde. Das hehre Ziel sei es, innerhalb von drei Jahren die Treibstoffimporte ersetzen zu können.
Der indonesische staatliche Energiekonzern PT Pertamina hat mit dem italienischen Ölkonzern Eni bereits eine Vereinbarung über die Entwicklung einer Raffinerie in Indonesien unterzeichnet. Diese soll Kraftstoff produzieren, der vollständig aus Rohpalmöl gewonnen wird.
Report: 25 Prozent fehlen noch
ESPO mahnt zu Eile
Das Projekt European Sustainable Palm Oil (ESPO) hat seinen dritten Jahresbericht vorgelegt. In ihrer europaweiten Studie „Choosing sustainable Palm Oil“ ziehen die Autoren eine gemischte Bilanz. Auf der einen Seite seien 99 Prozent des in Europa importierten Palmöls bis zur Ölmühle rückverfolgbar. Auch seien 84 Prozent des gesamten Palmöls nachhaltig. Das heißt, für den Anbau würde weder entwaldet oder Torfboden geopfert noch würden Sozialstandards umgangen. Europaweit seien 74 Prozent des Palmöls in der Lebensmittelproduktion RSPO-zertifiziert.
Doch, um das 2020-Ziel zu erreichen, müsste dringend die Nachfrage nach nachhaltigem Palmöl in der gesamten Wertschöpfungskette erhöht werden. Es blieben nur noch zwei Jahre Zeit, um den Import von nachhaltigem Palmöl deutlich zu steigern und um die Lücke von 25 Prozent bei der Verwendung in Lebensmitteln zu schließen, so die Autoren. Das Ziel sind 100 Prozent nachhaltiges Palmöl bis 2020.
Hinter dem Report stehen die niederländische IDH (The Sustainable Trade Initiative) und MVO (Verband der niederländischen Speiseöl- und Fettindustrie). Beide gründeten 2015 das europäische Projekt für nachhaltiges Palmöl (ESPO).
Der jetzt vorliegende Report gleicht die Daten von zehn europäischen Ländern ab. Für die Erhebungen aus Deutschland nutzten die Autoren die FONAP-Studie „Der Palmölmarkt in Deutschland 2017“. Im europäischen Vergleich rangiert Deutschland in einigen Bereichen im oberen Mittelfeld. Besonders bei der Verwendung von nachhaltigem Palmöl bei Lebensmitteln. Hier liegt der Wert in Deutschland laut der letzten FONAP-Studie bei 85 Prozent, europaweit bei 74 Prozent. Im Gegensatz zu dem ESPO-Bericht werden in der FONAP-Studie alle Industriesektoren der Palmölverwendung betrachtet. Es findet kein ausschließlicher Fokus auf Lebensmittel statt.
Palmöl-Unternehmen zahlen Strafen nicht
Recherche von Greenpeace Indonesien
Indonesische Palmöl-Unternehmen verweigern nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace Entschädigungszahlungen in Höhe von mehr als 1,3 Milliarden Dollar (1,15 Milliarden Euro).
Die Firmen - allen voran der Konzern Merbau Pelalawan Lestari - seien wegen der schweren Brände im Jahr 2015 von Zivilgerichten zu den Zahlungen verurteilt worden. "Aber kein einziges Unternehmen hat bis heute Entschädigung für seine Rolle in dieser Katastrophe gezahlt.", so Greenpeace Indonesien. Greenpeace überprüfte elf Gerichtsverfahren gegen Palmöl- und Papierunternehmen in den Jahren 2011 bis 2018. Kein einziges dieser Verfahren habe zu einer Entschädigungszahlung geführt.
Wegen der stark gestiegenen Nachfrage auf dem Weltmarkt breiteten sich die Palmölplantagen auf der indonesischen Insel Sumatra sowie den indonesischen Teilen von Borneo und Neuguinea in den vergangenen Jahren enorm aus. Wälder würden dafür gerodet und der Lebensraum vieler bedrohter Tierarten sei zerstört.
Illegale Brandrodungen lösen zudem alljährlich riesige Waldbrände aus. Die Rauchschwaden führen wahrscheinlich auch zu einer höheren Sterblichkeitsrate in der Region. US-Studien zufolge starben mehr als 100.000 Menschen eines frühzeitigen Todes wegen der verheerenden Brände im Jahr 2015.
Guatemala: Palmöl, Flucht und ungewisse Rückkehr
Auszug Reportage
Guatemala ist ein Leichtgewicht unter den palmölproduzierenden Ländern. Politik und Wirtschaft wollen das ändern und aus dem armem mittelamerikanischen Land einen ernstzunehmenden Palmölexporteur machen.
Die Kleinbauern in den entlegenen Provinzen wittern Morgenluft und verkaufen ihr Land unter anderem an große Palmölkonzerne. Die Krux dabei beschreibt Cesar Castro, Bürgermeister der Provinzstadt Raxruha: „Das Geld, was die Leute für ihr Land bekommen, geben sie den Menschenschmugglern. Ihr Ziel ist es Guatemala in Richtung USA zu verlassen. Und wenn ihre Flucht dann gescheitert ist, kommen sie zurück und finden noch mehr Armut vor.“
50.000 Guatemalteken wurden 2018 an der Grenze zwischen Mexiko und den USA gefasst. Doppelt so viele wie noch im Vorjahr. Besonders viele Familien machten sich auf den Weg; Schmuggler behaupten besonders mit Kindern wäre der Eintritt in die USA einfacher.
Diejenigen, die nach gescheiterter Flucht in ihre Heimat Guatemala zurückkehren, haben es doppelt schwer. Ihr Geld ging an die Schmuggler und ihr Land ist verkauft.
Viele Rückkehrer heuern dann auf den Palmölplantagen an. Die Arbeitszeiten betrügen zwölf Stunden, zuzüglich der beschwerlichen Anfahrtswege. Außerdem würde auf den Plantagen unter dem Mindestlohn bezahlt. Der liegt bei 90 Quetzal (ca. 11 US$) pro Tag.
Der Nationale Rat für Vertriebene setzte bei Cargilll immerhin einen Lohn von 91 Quetzal durch. Andere Unternehmen bezahlten noch immer unter Tarif – so der Rat.
Palmölexporte haben sich in Guatemala in den letzten 10 Jahren auf 727.000 Tonnen versiebenfacht. Ob davon viel bei der ländlichen Bevölkerung angekommen sei, wird kontrovers diskutiert. Ob also Palmöl eher ein Fluch oder ein Segen ist. Einige behaupten, sie seien von den großen Unternehmen zum Verkauf ihrer Ländereien gezwungen worden. Andere, wie der Lehrer Lemus, sagen: „Es gibt wilde Spekulationen um das Thema, ob man gezwungen worden sei, sein Land zu verkaufen. Ich glaube nicht daran. Viele hatten ihre eigenen Beweggründe.“ Ein Hauptbeweggrund ist offenbar die Flucht in die USA.
Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung dieser Reuters Reportage von Sofia Menchu.
https://www.reuters.com/article/us-usa-immigration-border-guatemala-idUSKCN1P00IU
PRESSESCHAU
20 Minuten 21.02.2019
„Migros will mittels Blockchain-Technologie die Herkunft von Rohstoffen überprüfen. Auch Konsumenten sollen das künftig tun können.“
https://www.20min.ch/finance/news/story/Migros-will-Palmoel-per-Blockchain-rueckverfolgen-22327143
The Guardian 19.02.2019
“It’s the miracle ingredient in everything from biscuits to shampoo. But our dependence on palm oil has devastating environmental consequences. Is it too late to break the habit?“
Handelsblatt 12.02.2019
„Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) droht deutschen Firmen mit empfindlichen Strafen in Deutschland, wenn sie ihre Lieferanten aus Entwicklungsländern nicht zu fairen Arbeitsbedingungen und dem Einhalten von Umweltstandards zwingen.“
Internet-Nachrichtenagentur 11.02.2019
„Das BMEL unterstützt deshalb die Aktivitäten der Gemeinschaftsinitiative „Forum Nachhaltiges Palmöl“, die sich in enger Zusammenarbeit mit den Erzeugerländern für nachhaltige Anbauverfahren und faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Herstellungs- und Lieferkette einsetzt.“
https://www.inar.de/nachhaltige-erzeugung-ist-besser-als-palmoel-verzicht/
Science Daily 03.01.2019
Recordings of the sounds in tropical forests could unlock secrets about biodiversity and aid conservation efforts around the world
https://www.sciencedaily.com/releases/2019/01/190103185537.htm
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