Neuer Generalsekretär des FONAP stellt sich vor Fünf Fragen an Andreas Knoell
Seit 1. Oktober 2018 hat das FONAP einen neuen Generalsekretär. Der bisherige Projektleiter, Daniel May, hat auf eigenen Wunsch eine inhaltliche Neuorientierung innerhalb der GIZ vorgenommen. Der neue Generalsekretär heißt Andreas Knoell. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren mit seinem interdisziplinären Hintergrund als Holzwirt und Ethnologe im Bereich der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. Expertenkenntnisse zu Nachhaltigkeitsinitiativen und Zertifizierungssystemen in der Agrar- und Forstwirtschaft hat Andreas Knoell (47) sukzessive durch vielfältige Arbeitserfahrungen, z.B. als Berater, Trainer und Auditor erlangt. Dazu zählt auch die Arbeit mit Wertschöpfungsketten vom Produzenten bis zum Endverbraucher in nahezu 40 Ländern. Der MBA in Nachhaltigkeitsmanagement mit seiner Abschlussarbeit zu Entwaldungsfreie Lieferketten von Palmöl in Indonesien runden sein Profil ab. Was sind Ihre Ziele mit dem FONAP bis 2021? An dieser Stelle möchte ich zuerst im Namen des Vorstandes und des Sekretariates dem ehemaligen Generalsekretär Daniel May für sein langjähriges Engagement und die geleistete Arbeit beim FONAP danken und ihm für seinen beruflichen Weg und privat alles Gute wünschen. An die Erfolge möchte ich gerne anknüpfen. Mein wichtigstes Ziel ist es, den FONAP e.V. dabei zu unterstützen, die ausschließliche Nutzung von zertifiziertem Palmöl in Deutschland bis zum Jahr 2020 und die Umsetzung der FONAP Selbstverpflichtung zu erreichen. Es hat sich gezeigt, dass die Weiterentwicklung von Zertifizierungssystemen zur Gewährleistung von nachhaltigen Produktionsbedingungen in einem Multi-Stakeholder-Prozess am besten voranzutreiben ist. Darin werde ich den FONAP e.V. maßgeblich unterstützen. Wo sehen Sie dabei die größten Herausforderungen? Der derzeitige inhaltliche Anspruch der Selbstverpflichtung der Mitglieder soll beibehalten und damit der Verein glaubwürdig bleiben. Für einige Unternehmen sind die strengen Anforderungen aufgrund der komplexen Lieferketten der von ihnen benötigten Materialien kurzfristig jedoch nicht erreichbar. Dies trifft besonders auf den Bereich der Verwendung von Derivativen und Fraktionen des Palmöls zu. Hier müssen wir weiterhin an Lösungen arbeiten, die allen Parteien gerecht werden. Die Leistungen des FONAP dienen insbesondere einem öffentlichen Interesse. Öffentliche Veranstaltungen, Pressegespräche und eine Website tragen zu einem informierten Dialog zur Nutzung von nachhaltig, zertifiziertem Palmöl bei. Die Wirksamkeit dieser Instrumente reicht jedoch noch nicht aus, um eine stärkere Wahrnehmung der positiven Aspekte einer Nutzung von nachhaltig produziertem Palmöl in der Öffentlichkeit zu erreichen. Als Generalsekretär einer Multiakteursplattform haben Sie viel mit deutschen Unternehmen zu tun – haben Sie das Gefühl, mehr und mehr Firmen setzten auf nachhaltiges Palmöl? Wir können beobachten, dass eine Vielzahl von Unternehmen bereits dabei ist, auf zertifiziertes Palmöl umzusteigen. Eine eigene Zertifizierung, z.B. gemäß den Anforderungen des RSPO, haben bisher ca. 400 Unternehmen erfolgreich umgesetzt. Die Tendenz ist weiterhin steigend. In der vom FONAP in Auftrag gegebenen Studie „Der Palmölmarkt in Deutschland im Jahr 2017“ werden auch Industriesektoren beschrieben, die bislang wenig nachhaltiges Palmöl einsetzen. Meiner Meinung nach sollte FONAP hier verstärkt durch einen konstruktiven Dialog gemeinsam mit Verbänden und Einzelunternehmen darauf hinarbeiten, dass diese Marktteilnehmer ihre Rolle als verantwortungsvolle Akteure entlang der Lieferkette wahrnehmen und damit auch die Umsetzung von politischen Zielvorgaben unterstützen. Insgesamt verstehen alle Akteure zunehmend besser die Komplexitäten der Verwendung von Palm(kern)öl in den vielfältigen Verarbeitungsprozessen eines westlichen Industrielandes. Dieses wachsende Verständnis bei Unternehmen, politischen Entscheidungsträgern, NGOs, Zertifizierungssystemen und Plattformen wie FONAP bildet in Kombination mit einer wachsenden Kooperationsbereitschaft die Basis für eine weiterhin erfolgreiche Arbeit des Vereins. Bis 2020 soll die Lücke geschlossen und in Deutschland dann nur noch nachhaltiges Palmöl verwendet werden. Ist das 100 Prozent-Ziel aus Ihrer Sicht erreichbar? Ich finde nicht, dass die Ergebnisse der Studie darauf hindeuten, dass dieses Ziel innerhalb der nächsten zwei Jahre von allen Marktteilnehmern erreicht werden kann. Hierbei muss zwischen Industriesektoren, die diesem Ziel bereits jetzt sehr nahe sind und jenen, die noch große Fortschritte machen müssen, unterschieden werden. So führt der Lebensmittelsektor das Feld mit einer Quote von 85% Verwendung von nachhaltigem Palm(kern)öl an. Am anderen Ende des Spektrums befinden sich die Sektoren Futtermittel und Pharmazie mit einer entsprechenden Quote von unter 30%. Dort ergibt sich also der größte Handlungsbedarf, den wir als FONAP tatkräftig unterstützen wollen. Eine Erkenntnis aus der Arbeit des FONAP e.V. der letzten Jahre ist, dass durch eine rein freiwillige Verpflichtung von Marktteilnehmern eine Erreichung des 100 Prozent-Ziels in allen Industriesektoren bis 2020 nicht gewährleistet ist. Inwiefern eine ordnungspolitische Vorgabe die Zielerreichung erfolgreich unterstützen würde, könnte daher Gegenstand zukünftiger Diskussionen sein. Besonders die Palmöl-Produktion wird noch immer in Teilen der Bevölkerung kritisch gesehen! Ist diese Kritik berechtigt, gerade wenn wir auf die emotionalen Punkte wie Urwaldrodung und Orang-Utan-Sterben schauen? Die Fragestellung ist meiner Meinung nach nicht umfassend genug formuliert: Viele betroffene Waldareale in den Tropen sind keine Urwälder im Sinne von bisher kaum oder nicht anthropogen genutzten Wäldern, somit ist die Beschreibung von Umwandlung von Regenwald in landwirtschaftliche Nutzfläche präziser. Ebenso stellen Orang-Utans bei der Betrachtung von Schutzwerten im Bereich der Biodiversität in tropischen Regenwäldern Südostasiens nur ein Element dar. Die Kritik ist sicher in Fällen gerechtfertigt, in denen ohne vollumfängliche Berücksichtigung aller gesetzlichen Vorgaben, der Nutzungsrechte der lokalen Bevölkerung oder der Beachtung von internationalen Konventionen zu Menschenrechten oder zu Biodiversitätsschutz eine Flächenumwandlung vorgenommen wird. Eine Umwandlung einer Naturwaldfläche zu einer landwirtschaftlichen Monokultur hat immer gravierende Auswirkungen. Verschärft werden diese wenn fragile Bodentypen, z.B. Torfmoore, betroffen sind. Dem entgegen steht die Produktion eines Pflanzenöls mit einem vergleichsweise hohen Flächenertrag, welches sich für vielfältige Verwendungen eignet und in den Haupterzeugerländern eine große wirtschaftliche Bedeutung und somit Relevanz für deren sozioökonomische Entwicklung hat. Vor diesem Hintergrund setzt sich der FONAP e.V. für eine differenziertere Wahrnehmung der Verwendung des Rohstoffes Palmöl in Deutschland ein. Rufe nach einem Boykott von Palmöl oder einer Substitution durch andere Pflanzenöle sind kein konstruktiver Beitrag zu einer dauerhaften Verbesserung von Missständen bei der Palmölproduktion. Dies wird auch von meinungsführenden NGOs wie Greenpeace oder dem WWF so gesehen. Ein konstruktiver Beitrag ist aber z.B. sich gemeinsam mit vielen Stakeholdern für eine Verbesserung von bestehenden Zertifizierungssystemen einzusetzen und eine zunehmende Transparenz zwischen Produzenten und Konsumenten entlang der Lieferkette einzufordern. Genau darin liegt für mich ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit des FONAP. |
|
|