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Newsletter 03/2018


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Forum Nachhaltiges Palmöl Newsletter 03/2018
 
 
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leser,

dies ist der letzte Newsletter des Forums für Nachhaltiges Palmöl FONAP in diesem Jahr. Bevor wir einen kurzen Blick auf die Themen des Newsletters werfen noch einmal der Hinweis, dass Sie palmöl-relevante Themen aktuell auf unserem Twitter-Kanal @FONAP_DE verfolgen können. Bitte folgen Sie uns und nehmen Sie aktiv an der spannenden Diskussion um nachhaltiges Palmöl teil.

Zu dieser Newsletter Ausgabe. In Kota Kinabalu hat im November der Roundtable of Sustainable Palm Oil RSPO seine jährliche Generalversammlung abgehalten. An wichtigen Entscheidungen hat das FONAP mitgewirkt. Sie lernen den neuen Generalsekretär des FONAP Andreas Knoell besser kennen. Palmöl ist wieder in der Kritik, in England gibt es sogar Boykott-Aufrufe. In Sierra Leone wird ein Palmöl-Konzern gezwungen, gepachtetes Land zurückzugeben. In Madrid diskutiert die Europäische Palmöl Allianz EPOA und die ISCC bietet einen neuen Lehrgang an. Das FONAP-Team wünscht Ihnen gute Unterhaltung beim Lesen.



Aktuelle Themen

» Standards weiter verbessert
» Neuer Generalsekretär des FONAP stellt sich vor
» Orang-Utan im Kinderzimmer
» Die Welt der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern besser verstehen
» Ernstes Köpfezusammenstecken
» Präzedenzfall in Sierra Leone
» Presseschau
 
Standards weiter verbessert
RSPO-Generalversammlung in Kota Kinabalu/Malaysia

Es war die 16. Hauptversammlung des Roundtable of Sustainable Palm Oil RSPO. Austragungsort war Kota Kinabalu auf dem malaysischen Teil der Insel Borneo in Sabah. Drei Tage wurde konferiert und letztlich auf der Generalversammlung abgestimmt. Das FONAP war durch den Generalsekretär Andreas Knoell an allen Tagen vertreten. Sei es als Referent einer Podiumsdiskussion zu Marktentwicklungen und zu Elementen der gemeinsamen Verantwortung aller Akteure, als Teilnehmer eines Seminares zur zukünftigen Ausrichtung der Forschungsaktivitäten des RSPO oder als mandatierter Delegierter im Abstimmungsprozess der Generalversammlung. Unter anderem wurde die überarbeitete Fassung des RSPO-Zertifizierungsstandards zur nachhaltigen Produktion von Palmöl, RSPO P&C 2018, angenommen und ist somit seit 15.11.2018 gültig. Ein weiteres, wichtiges Ergebnis ist die Entwicklung eines Kleinbauernstandards, die in 2019 abgeschlossen werden soll. In den bedeutenden Erzeugerländern wie Indonesien und Malaysia produzieren die Kleinbauern ca. 40 Prozent des dortigen Palmöls. Außerdem wurde die Umsetzung der Theory of Change und die Betonung der gemeinsamen Verantwortung aller Akteure entlang der gesamten Lieferkette vorangetrieben. Vermiedene Entwaldung, vor allem in dicht bewaldeten Ländern und Landschaften, ist ein weiterer Aspekt, der den RSPO in 2019 in Abstimmung mit dem High Carbon Stock Approach (HCSA) beschäftigen wird.

Andreas Knoell, Generalsekretär des FONAP, zeigt sich mit den Ergebnissen zufrieden: „Die hier abgestimmten Änderungen sind von großer Bedeutung für die Nachhaltigkeit von Palmöl. Der RSPO stärkt den Schutz der natürlichen Ressourcen wie Böden und Wälder und der darin existierenden Biodiversität. Gleiches gilt für die Bedeutung der Menschenrechte und des Arbeitsschutzes bei der Produktion von Palmöl. Unabhängige Kleinbauern erfahren zukünftig eine viel größere Unterstützung bei ihren Anstrengungen für nachhaltiges Wirtschaften. Und generell übernimmt jedes Glied in den Produktions- und Lieferketten noch mehr Verantwortung.“

Die wichtigste Resolution betraf die Annahme der neuen Version der RSPO P&C 2018 nach einem 18-monatigen Überarbeitungsprozess. Das FONAP hat diesen Prozess eng begleitet und war durch Andreas Knoell als einer der Repräsentanten des Konsumgüterbereiches in fünf Verhandlungsrunden vertreten.

Hierbei konnten in Kooperation mit diversen Organisationen ein Großteil der FONAP-Anforderungen in die P&C integriert werden. Besonders auf das Engagement von FONAP zurückzuführen ist die erstmalige Entwicklung eines Indikators zur Ernährungssicherheit. Dieser zielt u.a. auf einen definierten Prozess vor der Neuanlage einer Ölpalmenplantage in Kooperation mit der lokalen Bevölkerung und anderen Stakeholdern ab. Risiken für die Ernährungssicherheit und den Zugang zu Wasser müssen darin untersucht werden. Beispiele weiterer wichtiger Änderungen sind das Verbot von Neuanlagen auf Torfmoorböden, unabhängig der Torfdicke und die Sicherstellung der Legalität von nicht-zertifizierten Bezugsquellen. Weiterhin hat das FONAP auf die Arbeitsgruppen zu Themenbereichen wie „Vermiedene Entwaldung“ und „Neustrukturierung“ positiv eingewirkt und so wertvollen Input in die Diskussionen geleistet.

Die wesentlichen Änderungen in Kürze:

- Nur bereits degradiertes Land und Buschland darf zur Anlage neuer Ölpalmplantagen umgewandelt werden. Spezifische Regeln für die Möglichkeiten regionaler Entwicklung von vor allem der lokalen Bevölkerung in dicht bewaldeten Landschaften werden im Laufe des nächsten Jahres entwickelt.
- Keine Neuanlage von Ölpalmplantagen auf Torfmoorböden jeglicher Torfdicke. Bestehende Plantagen müssen eine definierte Untersuchung zur Entwässerungskonsequenzen mindestens 5 Jahre vor Wiederbepflanzung durchführen, die auch zum Ergebnis führen kann, dass keine weitere Bewirtschaftung mit Palmöl stattfinden wird.
- Im Bereich der sozialen Aspekte wurden weitreichende und umfassende Verbesserungen eingeführt. Diese umfassen ILO-Kernkonventionen wie Kinderschutz, Zwangsarbeit, Organisationsfreiheit bei Verhandlungen oder faire und gleiche Bezahlung.
- Die Wortwahl wurde zugunsten einer aktiver Sprache mit einer klaren Darstellung der normativen Aspekte überarbeitet. Als Konsequenz wurden die Erklärungen in den Richtlinien in ein separates Dokument überführt.
- Die Umstrukturierung des Standards gemäß der RSPO Theory of Change und zu den drei Wirksamkeitszielen „Prosperity, People and Planet“.
- Die Legalität der Herkunft von über Dritte bezogene Palmölfrüchte muss von den Mühlen als Erstverarbeiter nachweisbar sein.
- Der Einsatz von hochgiftigen Chemikalien wie Paraquat ist grundsätzlich verboten.
- Schutz von Beschwerdeführern hinsichtlich von Mängeln bei der Sicherung der Menschenrechte.
- Unterstützung der Nahrungssicherheit der lokalen Bevölkerung.
- Verzicht von Feuer zur Vorbereitung von Flächen für Neuanlagen und Feuerschutzmaßnahmen in Absprache mit Stakeholdern.
 
Neuer Generalsekretär des FONAP stellt sich vor
Fünf Fragen an Andreas Knoell

Seit 1. Oktober 2018 hat das FONAP einen neuen Generalsekretär. Der bisherige Projektleiter, Daniel May, hat auf eigenen Wunsch eine inhaltliche Neuorientierung innerhalb der GIZ vorgenommen. Der neue Generalsekretär heißt Andreas Knoell. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren mit seinem interdisziplinären Hintergrund als Holzwirt und Ethnologe im Bereich der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. Expertenkenntnisse zu Nachhaltigkeitsinitiativen und Zertifizierungssystemen in der Agrar- und Forstwirtschaft hat Andreas Knoell (47) sukzessive durch vielfältige Arbeitserfahrungen, z.B. als Berater, Trainer und Auditor erlangt. Dazu zählt auch die Arbeit mit Wertschöpfungsketten vom Produzenten bis zum Endverbraucher in nahezu 40 Ländern. Der MBA in Nachhaltigkeitsmanagement mit seiner Abschlussarbeit zu Entwaldungsfreie Lieferketten von Palmöl in Indonesien runden sein Profil ab.


Was sind Ihre Ziele mit dem FONAP bis 2021?
An dieser Stelle möchte ich zuerst im Namen des Vorstandes und des Sekretariates dem ehemaligen Generalsekretär Daniel May für sein langjähriges Engagement und die geleistete Arbeit beim FONAP danken und ihm für seinen beruflichen Weg und privat alles Gute wünschen. An die Erfolge möchte ich gerne anknüpfen.
Mein wichtigstes Ziel ist es, den FONAP e.V. dabei zu unterstützen, die ausschließliche Nutzung von zertifiziertem Palmöl in Deutschland bis zum Jahr 2020 und die Umsetzung der FONAP Selbstverpflichtung zu erreichen.

Es hat sich gezeigt, dass die Weiterentwicklung von Zertifizierungssystemen zur Gewährleistung von nachhaltigen Produktionsbedingungen in einem Multi-Stakeholder-Prozess am besten voranzutreiben ist. Darin werde ich den FONAP e.V. maßgeblich unterstützen.


Wo sehen Sie dabei die größten Herausforderungen?
Der derzeitige inhaltliche Anspruch der Selbstverpflichtung der Mitglieder soll beibehalten und damit der Verein glaubwürdig bleiben. Für einige Unternehmen sind die strengen Anforderungen aufgrund der komplexen Lieferketten der von ihnen benötigten Materialien kurzfristig jedoch nicht erreichbar. Dies trifft besonders auf den Bereich der Verwendung von Derivativen und Fraktionen des Palmöls zu. Hier müssen wir weiterhin an Lösungen arbeiten, die allen Parteien gerecht werden.

Die Leistungen des FONAP dienen insbesondere einem öffentlichen Interesse. Öffentliche Veranstaltungen, Pressegespräche und eine Website tragen zu einem informierten Dialog zur Nutzung von nachhaltig, zertifiziertem Palmöl bei. Die Wirksamkeit dieser Instrumente reicht jedoch noch nicht aus, um eine stärkere Wahrnehmung der positiven Aspekte einer Nutzung von nachhaltig produziertem Palmöl in der Öffentlichkeit zu erreichen.


Als Generalsekretär einer Multiakteursplattform haben Sie viel mit deutschen Unternehmen zu tun – haben Sie das Gefühl, mehr und mehr Firmen setzten auf nachhaltiges Palmöl?
Wir können beobachten, dass eine Vielzahl von Unternehmen bereits dabei ist, auf zertifiziertes Palmöl umzusteigen. Eine eigene Zertifizierung, z.B. gemäß den Anforderungen des RSPO, haben bisher ca. 400 Unternehmen erfolgreich umgesetzt. Die Tendenz ist weiterhin steigend.

In der vom FONAP in Auftrag gegebenen Studie „Der Palmölmarkt in Deutschland im Jahr 2017“ werden auch Industriesektoren beschrieben, die bislang wenig nachhaltiges Palmöl einsetzen. Meiner Meinung nach sollte FONAP hier verstärkt durch einen konstruktiven Dialog gemeinsam mit Verbänden und Einzelunternehmen darauf hinarbeiten, dass diese Marktteilnehmer ihre Rolle als verantwortungsvolle Akteure entlang der Lieferkette wahrnehmen und damit auch die Umsetzung von politischen Zielvorgaben unterstützen.

Insgesamt verstehen alle Akteure zunehmend besser die Komplexitäten der Verwendung von Palm(kern)öl in den vielfältigen Verarbeitungsprozessen eines westlichen Industrielandes. Dieses wachsende Verständnis bei Unternehmen, politischen Entscheidungsträgern, NGOs, Zertifizierungssystemen und Plattformen wie FONAP bildet in Kombination mit einer wachsenden Kooperationsbereitschaft die Basis für eine weiterhin erfolgreiche Arbeit des Vereins.


Bis 2020 soll die Lücke geschlossen und in Deutschland dann nur noch nachhaltiges Palmöl verwendet werden. Ist das 100 Prozent-Ziel aus Ihrer Sicht erreichbar?
Ich finde nicht, dass die Ergebnisse der Studie darauf hindeuten, dass dieses Ziel innerhalb der nächsten zwei Jahre von allen Marktteilnehmern erreicht werden kann. Hierbei muss zwischen Industriesektoren, die diesem Ziel bereits jetzt sehr nahe sind und jenen, die noch große Fortschritte machen müssen, unterschieden werden. So führt der Lebensmittelsektor das Feld mit einer Quote von 85% Verwendung von nachhaltigem Palm(kern)öl an. Am anderen Ende des Spektrums befinden sich die Sektoren Futtermittel und Pharmazie mit einer entsprechenden Quote von unter 30%. Dort ergibt sich also der größte Handlungsbedarf, den wir als FONAP tatkräftig unterstützen wollen.

Eine Erkenntnis aus der Arbeit des FONAP e.V. der letzten Jahre ist, dass durch eine rein freiwillige Verpflichtung von Marktteilnehmern eine Erreichung des 100 Prozent-Ziels in allen Industriesektoren bis 2020 nicht gewährleistet ist. Inwiefern eine ordnungspolitische Vorgabe die Zielerreichung erfolgreich unterstützen würde, könnte daher Gegenstand zukünftiger Diskussionen sein.


Besonders die Palmöl-Produktion wird noch immer in Teilen der Bevölkerung kritisch gesehen! Ist diese Kritik berechtigt, gerade wenn wir auf die emotionalen Punkte wie Urwaldrodung und Orang-Utan-Sterben schauen?
Die Fragestellung ist meiner Meinung nach nicht umfassend genug formuliert: Viele betroffene Waldareale in den Tropen sind keine Urwälder im Sinne von bisher kaum oder nicht anthropogen genutzten Wäldern, somit ist die Beschreibung von Umwandlung von Regenwald in landwirtschaftliche Nutzfläche präziser. Ebenso stellen Orang-Utans bei der Betrachtung von Schutzwerten im Bereich der Biodiversität in tropischen Regenwäldern Südostasiens nur ein Element dar.

Die Kritik ist sicher in Fällen gerechtfertigt, in denen ohne vollumfängliche Berücksichtigung aller gesetzlichen Vorgaben, der Nutzungsrechte der lokalen Bevölkerung oder der Beachtung von internationalen Konventionen zu Menschenrechten oder zu Biodiversitätsschutz eine Flächenumwandlung vorgenommen wird. Eine Umwandlung einer Naturwaldfläche zu einer landwirtschaftlichen Monokultur hat immer gravierende Auswirkungen. Verschärft werden diese wenn fragile Bodentypen, z.B. Torfmoore, betroffen sind. Dem entgegen steht die Produktion eines Pflanzenöls mit einem vergleichsweise hohen Flächenertrag, welches sich für vielfältige Verwendungen eignet und in den Haupterzeugerländern eine große wirtschaftliche Bedeutung und somit Relevanz für deren sozioökonomische Entwicklung hat.

Vor diesem Hintergrund setzt sich der FONAP e.V. für eine differenziertere Wahrnehmung der Verwendung des Rohstoffes Palmöl in Deutschland ein. Rufe nach einem Boykott von Palmöl oder einer Substitution durch andere Pflanzenöle sind kein konstruktiver Beitrag zu einer dauerhaften Verbesserung von Missständen bei der Palmölproduktion. Dies wird auch von meinungsführenden NGOs wie Greenpeace oder dem WWF so gesehen. Ein konstruktiver Beitrag ist aber z.B. sich gemeinsam mit vielen Stakeholdern für eine Verbesserung von bestehenden Zertifizierungssystemen einzusetzen und eine zunehmende Transparenz zwischen Produzenten und Konsumenten entlang der Lieferkette einzufordern. Genau darin liegt für mich ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit des FONAP.
 
Orang-Utan im Kinderzimmer
Proteste und Boykottaufrufe beim Thema Palmöl

Von Boykottaufrufen und sogenanntem schmutzigem Palmöl - davon war im November viel zu lesen! Die britische Supermarktkette Iceland hatte angekündigt, Eigenmarken mit Palmölanteil aus seinen Regalen zu verbannen. Der Rohstoff steckt in zahlreichen Produkten - Margarine und Keksen, Seife und Shampoo. Um ihrer Botschaft Nachdruck zu verleihen, nutzte Iceland einen von Greenpeace hergestellten Animationsfilm. Die Animation zeigt ein Orang-Utan Baby, welches durch Naturwaldabholzung vertrieben wird und Unterschlupf bei einem englischen Kind findet. Iceland-Manager Richard Walker verteidigte den Werbespot. Den zeige die Supermarktkette nicht als "Marketing-Gag", erklärte er gegenüber Bloomberg News. Iceland wolle damit vielmehr das Bewusstsein für die fortschreitende Zerstörung des Regenwaldes schärfen. So wolle das Unternehmen auch Druck auf die Palmölindustrie ausüben, das nachhaltige Produkt zu liefern, das sie schon so lange verspreche.

Die Palmölbranche reagierte mit Unverständnis auf die Anti-Palmöl-Werbekampagne von Iceland. So sagte Datuk Darrel Webber, Generalsekretär vom Roundtable of Sustainable Palm Oil RSPO, in Malaysia: "Kein Palmöl mehr zu verwenden, ist nicht die Lösung. Es zu boykottieren, ist nicht die Lösung." Webber kritisierte Iceland weiter: "Die Margen des Einzelhandels sind gering. Der billigste Weg, um Werbung zu machen, ist für sie der beste." Iceland lässt die Kritik an sich abperlen und legt weiter nach: Die Supermarktkette lässt nun einen ferngesteuerten Orang-Utan durch London laufen.

Während Iceland zum Boykott aufruft, attackiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace zahlreiche Konzerne der Palmölbranche. Sechs Aktivisten haben am 17.11.2018 ein Palmöl transportierendes Frachtschiff geentert, um gegen die Abholzung des Regenwaldes in Indonesien zu demonstrieren. Der Kapitän des Frachtschiffs ließ die Aktivisten festnehmen.
Der Tanker hatte Palmöl der Firma Wilmar International geladen. Greenpeace wirft der Firma und ihren Zulieferern vor, den Regenwald abzuholzen, um dann dort Palmölplantagen anzulegen. Dabei würden massiv Menschenrechte verletzt und der Lebensraum der Orang-Utans zerstört.
Wilmar zeigte sich enttäuscht über die Aktion. „Anstatt medienträchtige Aktionen zu starten, solle Greenpeace lieber weiter mit den Stakeholdern der Palmölindustrie - einschließlich Wilmar - zusammenarbeiten“, hieß es aus dem Konzernsitz in Singapur.

Aber nicht nur Wilmar, auch der Lebensmittel Mondelez geriet ins Fadenkreuz der Aktivisten.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace veröffentlichte eine Studie, wonach allein von Zulieferern des Lebensmittelkonzerns Mondelez innerhalb von zwei Jahren 70.000 Hektar Regenwald auf der Insel Borneo zur Gewinnung von Palmöl gerodet worden sein sollen. Die Heimat der dort lebenden Orang-Utans.

Mondelez verwies in einer Stellungnahme darauf, dass sich der Konzern seit Jahren um eine nachhaltige Nutzung von Palmöl bemühe. Die Industrie müsse aber noch mehr tun. Ziel seien „100 Prozent Nachhaltigkeit und 100 Prozent Transparenz“. Von zwölf Lieferanten habe man sich wegen Verstößen gegen die eigenen Richtlinien getrennt.

Greenpeace setzte seine Aktionen trotzdem fort und protestierte vor einzelnen Konzernzentralen des Lebensmittelkonzerns, so auch in Bremen.

Weitere Artikel zu diesem Themenkomplex finden Sie auch in der Presseschau unten.
 
Die Welt der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern besser verstehen
ISCC bietet Online-Kurs an

Weltweit befinden sich die meisten Palmöl-Farmen in der Hand von Kleinbauern. Und sie machen einen großen Teil der Ölproduktion aus. In Indonesien stammen rund 40 Prozent des Palmöls von Pflanzungen der sogenannten Smallholders.

Hunderttausende von Kleinbauern – wie lassen sich die in ein komplexes Zertifizierungssystem einfügen? Außerdem gibt es Mängel beim Anbau: Abholzung von Naturwäldern, Verlust von Biodiversität bis hin zu sozialen Problemen! Außerdem fehlt es an betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen.

Auf der anderen Seite bietet Palmöl die Chance, sich aus der Armut zu befreien und für sich und die Familien Lebensperspektiven zu schaffen. Die Nachhaltigkeitszertifizierung für unabhängige Kleinbäuerinnen und Kleinbauern trägt zum Umweltschutz und zu sozialem Wohlstand bei. Aus diesem Grund strebt das Zertifizierungssystem International Sustainability and Carbon Certification (ISCC) in Zusammenarbeit mit der niederländischen Nichtregierungsorganisation SNV die Erweiterung der Zertifizierung unabhängiger Kleinbauern an und gründet die ISCC Smallholder Academy.

Seit Oktober können nun interessierte Auditoren, aber auch Unternehmen, die Interesse haben mit Kleinbauern zu arbeiten, an einem Onlinekurs der ISCC-Academy teilnehmen. ISCC verspricht u.a. die „regulatorische Rahmenbedingungen für die Zertifizierung unabhängiger Kleinbauern im Rahmen von ISCC“ zu unterrichten. Der Kurs dauert ca. 6 Stunden und kostet 120 Euro plus Mehrwertsteuer.

Am 14. Februar 2019 findet die 9. Generalversammlung des ISCC in Brüssel statt. Die wichtigsten Themen sind dann unter anderem die post-2020 Renewable Energy Directive (RED II) und Vorträge über die Implikation von indirect land use change (iLUC). Auch Fragen zur ISCC Smallholder Academy werden beantwortet.

https://www.iscc-system.org/stakeholders/annual-iscc-global-sustainability-conference/

https://www.iscc-system.org/smallholder-academy/iscc-deforestation-free-certification/
 
Ernstes Köpfezusammenstecken
EPOA-Konferenz in Madrid

Am 3. und 4. Oktober fand die European Palm Oil Conference in Madrid statt. Ausgerichtet wurde die Konferenz durch die Europäische Palmöl Allianz (EPOA), eine Privatsektor-Initiative, die über Palmöl aufklären möchte und die Förderung von nachhaltigem Palmöl unterstützt.

Die Teilnehmer und Organisatoren klagten während der zweitägigen Konferenz über das schlechte Image von Palmöl unter den europäischen Konsumenten. Woher stammt das schlechte Image? Ein Mangel an Kenntnissen bei den Verbrauchern sei schuld. Aber auch mangelnder Aufklärungswille seitens der Produzenten! Die Nachfrage nach Palmöl für den Nahrungsmittelsektor ist in Europa in den letzten zehn Jahren um 40% gesunken. In Länder wie Spanien, Italien oder Frankreich sei das Image von Palmöl besonders negativ. Mit „Palmöl-Frei“ auf den Verpackungen zu werben scheint besonders in Italien ein bewährtes Mittel.

Trotzdem, und das die gute Nachricht in Madrid, steigt in ganz Europa die Nachfrage nach zertifiziertem Palmöl in den anderen Sektoren stetig.
Auf den Fluren wurde generell die Frage gestellt, warum eigentlich Palmöl alleine am Pranger stehe, seien doch Soja und Viehzucht noch größere Entwaldungstreiber!

Die Veranstaltung war von einer Standortbestimmung geprägt: Inwiefern dient die nachhaltige Palmölproduktion den Sustainable Development Goals (SDGs)? Insgesamt wurden positive Beiträge zu folgenden nachhaltigen Entwicklungszielen hervorgehoben: 1 (keine Armut), 6 (keine Wasserverschwendung), 7 (saubere Energie), 8 (Decent Work und wirtschaftliche Entwicklung), 13 (Klimaschutz), 15 (Leben an Land), 17 (Partnerschaften).

Unter anderem positionierte sich Malaysias Industrieministerin Dr. Teresa Kok. Sie unterstrich erneut das ehrgeizige Ziel ihres Landes, bis Ende 2019 die gesamte Palmölproduktion nach dem malaysischen Standard MSPO zu zertifizieren. Bis heute sind es etwa 20 Prozent.

Das europäisch-asiatische Verhältnis sei nicht frei von Differenzen. Das äußerten Vertreter von Indonesien und Malaysia. So sei es wenig hilfreich, das Thema Palmöl aus den Verhandlungen zu Freihandelsabkommen mit der EU zu streichen. Es gebe den Produzenten den Eindruck, dass Investitionen in Nachhaltigkeit nichts wert seien.

Außerdem wurden in Madrid eine Reihe von Initiativen vorgestellt, die sich mit dem Schutz von Tieren beschäftigen oder für den Waldschutz sensibilisieren. Dazu gehören der Orangutan Trust, the PONGO Alliance oder die Chester Zoo Palm Oil Challenge.

Letztere informiert Besucher umfassend über nachhaltiges Palmöl und sensibilisieren Schulkinder in England in Sachen Waldschutz. Ziel dieser Initiative: Chester (vor den Toren Liverpools) soll mit seinen etwas über 100.000 Einwohnern die erste 100 Prozent zertifizierte Palmöl-Stadt der Welt werden!
 
Präzedenzfall in Sierra Leone
Palmöl-Unternehmen muss Land zurückgeben

Ein Gerichtsurteil in Sierra Leone sorgt für Aufsehen. Einer Gemeinde gelingt ein juristischer Coup gegen einen international operierenden Konzern.
Im Norden des Landes, im Distrikt Porto Loko, pachtete die in Singapur ansässige Siva Group 41.300 Hektar Gemeindeland. 2011 begann das Unternehmen mit dem Aufbau von Palmölplantagen. Seit drei Jahren schauen die umliegenden Gemeinden in leere Geldbörsen. Siva Group habe keine Miete mehr gezahlt, die Grundbesitzer zogen vor Gericht und bekamen Recht.

Das Unternehmen muss das gepachtete Land zurückgeben und eine Geldstrafe in Höhe von 250.000 US$ an die Gemeinde entrichten. Ein Novum in Sierra Leone.
"Die Gemeinde hat ihre Kraft erkannt und das Gesetz genutzt, um es erfolgreich gegen Unternehmensmissbrauch einsetzen ", sagte Anwältin Eleanor Thompson. Und fügt hinzu: "Jetzt hat die Gemeinschaft die Macht zu entscheiden, was mit ihrem Land passiert. Es ist ein starker Präzedenzfall."

Ausländische landwirtschaftliche Investitionen in Sierra Leone boomen seit zehn Jahren. Mehr als einem Fünftel des Ackerlands, so die NGO Christian Aid, sei bereits an industrielle Landwirtschaftsbetriebe vermietet. Im großen Stil würden hauptsächlich Palmöl und Zuckerrohr angebaut.

In der Gemeinde von Porto Loko ist man seit Jahren schlecht auf die Siva Group zu sprechen. Erst sei ihr Ackerland zerstört worden, außerdem seien die Versprechen wie 8.000 Arbeitsplatze und Investitionen in die örtliche Infrastruktur nie wirklich umgesetzt worden.

"Nun beginnt die eigentliche Arbeit", sagt Milton Kamara einer von den Landbesitzern in Porto Loko. Man wolle einen neuen Investor gewinnen. Allerdings müsse der sich auf eine 50-50 Partnerschaft einlassen. „Wir wollen wieder die Kontrolle über unser Land haben. Der Sieg vor Gericht macht uns stark. Und damit können wir auch Forderungen stellen.“

Die Siva Group Sierra Leone schweigt sich unterdessen zu dem Gerichturteil aus und beantwortet keine Presseanfragen.
 
Presseschau

NZZ – 24.11.2018 - Streit um Palmöl zwischen der Schweiz und Indonesien scheint sich zu entspannen
https://www.nzz.ch/wirtschaft/beruhigungspille-im-palmoel-streit-ld.1439230

The Star Online – 27.11.2018 - Der Preisverfall von Palmöl und seine Gründe
https://www.thestar.com.my/business/business-news/2018/11/27/palm-oil-takes-a-spill-after-indonesia-axes-export-levy/

BusinessGreen - 26.11.2018 - Die App Palmöl-Detektor von Giki soll nachhaltiges Palmöl in Produkten aufspüren
https://www.businessgreen.com/bg/news/3066934/palm-oil-bar-codes-launched-to-help-consumers-spot-unsustainable-supply-chain

Zu dem Themenkomplex Boykott von Palmölprodukten durch Iceland und den Vorwürfen von Greenpeace an die Adresse von Mondelez & Co.

Greenpeace - 14.11.2018
https://www.greenpeace.org/international/story/19317/what-do-oreo-mondelez-wilmar-have-to-do-with-orangutans/

Hannoversche Allgemeine – 15.11.2018
http://www.haz.de/Nachrichten/Wissen/Uebersicht/Anti-Palmoel-Kampagne-mit-Orang-Utan-wird-erst-verboten-dann-zum-Internet-Hit

Bauernzeitung – 18.11.2018
https://www.bauernzeitung.ch/news-archiv/2018/gb-palmoel-boykott-koennte-zu-mehr-abholzung-fuehren

Basler Zeitung – 01.11.2018
https://bazonline.ch/ausland/standard/wenn-die-alternativennoch-schlimmer-sind/story/23690382
 
 
 
 

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Sekretariat Forum Nachhaltiges Palmöl e.V. | Geschäftsstelle Berlin
c/o Repräsentanz der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Telefon: +49 228 4460-3517 | E-Mail: Sekretariat@forumpalmoel.org | Web: www.forumpalmoel.org/


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Die Förderung des Projektes erfolgt/e durch finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) als Projektträger des BMEL für das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe